Zur Übersichtsseite "Dossiers"
31.01.2013

Wahrnehmung des Klimawandels Klimawandel findet auch in unseren Köpfen statt. Jeder von uns nimmt das Thema je nach persönlichem oder beruflichem Hintergrund unterschiedlich wahr.

Politische Entscheidungsträger

Wie nehmen politische Entscheidungsträger den Klimawandel wahr? Wie informieren sie sich über das Thema? Spielt die wissenschaftliche Grundlage eine Rolle bei der Entscheidungsfindung? Wissen Entscheidungsträger genug über mögliche Anpassungsmaßnahmen, um sich auf die unvermeidbaren Folgen vorzubereiten? Wodurch wird gegebenenfalls die Umsetzung solcher Maßnahmen gehemmt?

Diesen Fragen wurde im Rahmen des BMBF-Forschungsprojekts “RADOST” (Regionale Anpassungsstrategien für die deutsche Ostseeküste) nachgegangen. Für die Studie wurde untersucht, wie politische Entscheidungsträger an der Ostseeküste regionale Klimaveränderungen wahrnehmen.

Ergebnisse

© JiSIGN/fotolia

© JiSIGN/fotolia

Es wurde deutlich, dass dem Themenbereich „Umweltveränderungen“ mit 26% eine deutlich geringere Priorität beigemessen als dem Thema Wirtschaftsbedingungen, welches 56% der Befragten als wichtig ansahen. Dem Klimawandel an sich wurde innerhalb der Umweltthemen jedoch eine höhere Bedeutung beigemessen als dem Anstieg des Meeresspiegels. Als bedeutendste Umweltprobleme in der Region werden die Wasser- und Luftqualität angesehen.

Auch wenn der Klimawandel und Meeresspiegelanstieg nicht als die bedeutendsten Probleme in der Ostseeregion angesehen werden, wurden die Befragten zu einer genaueren Auskunft hierüber gebeten. Die Daten legen den Schluss nahe, dass die regionalpolitischen Entscheidungsträger der deutschen Ostseeküste sowohl den Meeresspiegelanstieg als auch den Klimawandel als besorgniserregende Themen einstufen. Die Befragten empfinden diese Themen jedoch nicht als äußerst beunruhigend für ihre Region, dabei sind sie sich beim Meeresspiegelanstieg weniger einig als beim Klimawandel.

Medien sind wichtigste Informationsquellen

Die Entscheidungsträger informierten sich vornehmlich in öffentlichen Medien zum Thema Klimawandel. Da es den regionalpolitischen Entscheidungsträgern nicht immer leicht fällt, wissenschaftliche Informationen zu verstehen, haben diese Informationsquellen in ihrer alltäglichen Arbeit keine große Bedeutung. Dennoch gaben die Befragten an, dass wissenschaftliche Erkenntnisse die Entscheidungsfindung beeinflussen.

Dies bedeutet, dass andere Informationsquellen für die Entscheidungsfindung herangezogen werden. Dies sind hauptsächlich die öffentlichen Medien, wie Fernsehen, Zeitung und Radio. Öffentliche wissenschaftliche Vorträge, Tagungen und Konferenzen sowie wissenschaftliche Zeitschriften werden „manchmal bis sehr selten“ benutzt. Interne Arbeitsgruppen und persönliche Kontakte spielen offenbar eine noch geringere Rolle bei der Entwicklung von Anpassungsmaßnahmen und -politik.

Regionale Auskunftsstellen wie z.B. das Norddeutsche Klimabüro wurden dazu eingerichtet, wissenschaftlichen Daten der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen und Entscheidungsträger über die lokalen Folgen des Klimawandels zu informieren. Diese Informationsmöglichkeit ist den Befragten noch nicht hinreichend bekannt. Immerhin kennen aber mehr als ein Drittel der Befragten das Klimabüro.

Die Komplexität des Themas und die Schwierigkeit, die wissenschaftlichen Erkenntnisse auf die speziellen lokalen Fragestellungen anzuwenden, spiegelt sich in den folgenden Aussagen wider: 38% der Antwortenden kennen das Norddeutsche Klimabüro, 68% nicht. 42% kennen den Klimaatlas des Klimabüros, 58% hingegen nicht. Auf einer Skala von 1 = „gar nicht hilfreich“ bis 7 = „sehr hilfreich“ bewerten die Befragten die Nützlichkeit des Norddeutschen Klimabüros mit einem mittleren Wert von 3, und die des Klimaatlas mit knapp 4.

Andere Umfragen, in denen neben kommunalen Entscheidungsträgern auch Akteure aus Behörden, Wirtschaft und Zivilgesellschaft nach den Klimaservice-Einrichtungen befragt wurden, kommen zu anderen Bewertungen. Siehe zum Beispiel:

 RadOst Report: Anpassungsmaßnahmen an der deutschen Ostseeküste - Auswertung einer qualitativen Befragung von Akteuren auf unterschiedlichen Verwaltungsebenen

Wissen zu Anpassungsmaßnahmen sowie Hindernisse

Trotz der geringen Bedeutung wissenschaftlicher Informationsquellen, werden Anpassungsmaßnahmen tendenziell für notwendig befunden; zudem sind die Befragten der Meinung, dass Anpassungsstrategien schon sehr bald eingeleitet werden sollten. Jedoch gaben die politischen Entscheidungsträger an, dass besonders der Kostenfaktor das Hauptproblem bei der Umsetzung von Anpassungsstrategien ist. Aber auch mangelnde Gewissheit, mangelndes Wissen über die Auswirkungen sowie mangelnde interregionale Zusammenarbeit und technologische Kenntnisse sind Hemmnisse.

So vermittelten die Befragten bei den vermuteten Auswirkungen des Klimawandels in der Ostseeregion ein sehr unklares Bild. Ihrer Einschätzung nach dürfte die Änderung mancher Klimavariablen sowohl gewisse positive als auch negative Auswirkungen auf die jeweilige Region haben.

Das Wissen darüber, wie man sich in der jeweiligen Region an die möglichen Folgen des Klimawandels anpassen könnte, ist zudem sehr gering.

Abbildung1: Hindernisse bei der Umsetzung regionaler Anpassungsmaßnahmen

Abbildung1: Hindernisse bei der Umsetzung regionaler Anpassungsmaßnahmen