Zur Übersichtsseite "Dossiers"
04.03.2013

Klimawandel in Norddeutschland Wie wirkt sich der Klimawandel in Norddeutschland aus? Erfahren sie mehr über die regionale Ausprägung des Klimawandels und die Anpassungsfähigkeit von Ökosystemen und Bevölkerung.

Bisheriger Klimawandel in Norddeutschland

Wetterbeobachtungen zeigen seit Messbeginn Ende des 19. Jahrhunderts systematische Klimaänderungen für die Region: Am deutlichsten ist die Änderung bei der Temperatur zu erkennen. Schönwiese und Janoschitz (2005) zufolge ist sie in Norddeutschland im Jahresmittel innerhalb des hundertjährigen Zeitraumes von 1901 bis 2000 etwa um 0,4 bis 0,8°C angestiegen.

Legt man jedoch nur die letzten fünfzig Jahre, also den Zeitraum von 1951 bis 2000 der Auswertung zu Grunde, liegt der Erwärmungstrend für Norddeutschland bei 0,1 bis 0,12°C pro Dekade. Schönwiese und Janoschowitz (2005) rechnen diesem kürzeren Zeitintervall u.a. auf Grund der wesentlich höheren Stationsdichte eine höhere Verlässlichkeit zu.

Den Auswertungen zufolge war die Erwärmung im Sommer am geringsten, im Winter am größten. Trotz der Erwärmung ist es nicht etwa überall sonniger geworden. Die Sonnenscheindauer und Bewölkung in Norddeutschland weisen laut Schönwiese und Janoschitz starke Schwankungen in Raum und Zeit auf: Seit den fünfziger Jahren habe die Sonnenscheindauer in Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern leicht zugenommen, in Schleswig-Holstein habe sie im selben Maße abgenommen (Schönwiese und Janoschitz 2005).

Die jährlichen Niederschlagssummen haben sich im Zeitraum von 1951-2000 nicht systematisch verändert, auf einzelne Jahreszeiten bezogen allerdings durchaus (Schönwiese und Janoschitz 2005): So haben sich im Zeitraum von 1951 bis 2000 die sommerlichen Niederschlagssummen in Norddeutschland um etwa 20% reduziert. In den anderen Jahreszeiten sind in Norddeutschland im selben Zeitraum deutliche Niederschlagszunahmen zu verzeichnen, die je nach Region bis zu 20% betragen (Schönwiese und Janoschitz 2005). Verschiedene Untersuchungen weisen darauf hin, dass auch winterliche Starkniederschlagsereignisse in Norddeutschland seit den fünfziger Jahren zugenommen haben. In Abbildung 1 ist die zeitliche Änderung von winterlichen Starkniederschlagsereignissen für den Zeitraum von 1958 bis 2000 dargestellt. Die Auswertung zeigt für Norddeutschland eine vergleichsweise starke flächendeckende Häufigkeitszunahme von Starkniederschlagsereignissen (vgl. Abb1).

Abb 1: Linearer Trend der Anzahl der Starkniederschlagsereignisse im Winter (Dezember - Februar) für den Zeitraum 1958 - 2000 (Werte oberhalb des 90. Perzentils). + = Zunahme, o = Abnahme. Die Größe der Symbole ist proportional der Stärke des Trends. Einheit in Tage/Jahr, mit Maximalwerten dargestellt als Symbolgröße oben rechts (aus BACC 2008, modifiziert nach Haylock and Goodess 2004).

Abb 1: Linearer Trend der Anzahl der Starkniederschlagsereignisse im Winter (Dezember - Februar) für den Zeitraum 1958 - 2000 (Werte oberhalb des 90. Perzentils). + = Zunahme, o = Abnahme. Die Größe der Symbole ist proportional der Stärke des Trends. Einheit in Tage/Jahr, mit Maximalwerten dargestellt als Symbolgröße oben rechts (aus BACC 2008, modifiziert nach Haylock and Goodess 2004).

Anders als oft behauptet, wurde bisher weder bei der mittleren Windgeschwindigkeit noch bei den Stürmen ein Langzeittrend festgestellt. Eine Sturmsaison bringt heute weder heftigere noch häufigere Stürme hervor als vor hundert Jahren. Besonders gut geeignet zur Abschätzung des Windaufkommens ist die Auswertung des geostrophischen Windes aus Stationsdaten des Luftdruckes. Der geostrophische Wind ist dem horizontalen Gradienten des Luftdruckes in Meereshöhe proportional und somit, ebenso wie der reale Wind, ein Maß für die atmosphärische Bewegung. Abbildung 2 zeigt die mittlere Windgeschwindigkeit des geostrophischen Windes für die Deutsche Bucht im Winter (November bis März). Die Zeitreihe weist starke jährliche und dekadische Schwankungen auf, in denen sich Zeiten erhöhter Sturmaktivität mit ruhigeren Phasen abwechseln (Rosenhagen 2008 und Rosenhagen und Schatzmann 2011).

Abb. 2: Mittlere Windgeschwindigkeit des geostrophischen Windes für die Deutsche Bucht im Winter (November bis März) zwischen 1878 und 2007 (Rosenhagen 2008 und Rosenhagen und Schatzmann 2011).

Abb. 2: Mittlere Windgeschwindigkeit des geostrophischen Windes für die Deutsche Bucht im Winter (November bis März) zwischen 1878 und 2007 (Rosenhagen 2008 und Rosenhagen und Schatzmann 2011).