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15.08.2016

Extreme Ereignisse Extreme Wetterereignisse verursachen jedes Jahr Schäden in Millionenhöhe. Welche Rolle spielt dabei der Klimawandel? Wie können wir Schäden vermeiden?

RIMAX: Ein Quantensprung in der deutschen Hochwasserforschung

Unter dem Eindruck des August-Hochwassers 2002 standen extreme Hochwasserereignisse, welche einmal in hundert Jahren oder seltener auftreten, aber große volkswirtschaftliche Schäden anrichten können, im Fokus des Forschungsprogramms „Risikomanagement extremer Hochwasserereignisse“ (RIMAX).

In RIMAX wurden von 2005 bis 2009 ca. 35 Projektverbünde in ganz Deutschland durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Ziel war es, den Wandel vom Sicherheitsversprechen des klassischen Hochwasserschutzes hin zu einem Management von Risiken mit einer Reihe von Konzepten, Methoden und Maßnahmen zu unterstützen.

Die Ergebnisse wurden unter Koordinierung des Deutschen Geoforschungszentrums (GFZ) in Potsdam für verschiedene Adressaten aufbereitet.

Impulse für die Praxis

Durch Integration unterschiedlicher Fachdisziplinen und verschiedener Akteure wurden in RIMAX zahlreiche innovative und verbesserte Instrumente des Hochwasserrisikomanagements entwickelt und implementiert. Ein Großteil der Projekte konnte nur mit Unterstützung von Praxispartnern durchgeführt werden. Folglich spielte der Praxistransfer im RIMAX-Programm eine große Rolle. In vielen Projekten wurden Modelle, Daten oder Empfehlungen an die Praxispartner übergeben.

Das Buch „Management von Hochwasserrisiken – mit Beiträgen aus den RIMAX-Forschungsprojekten“ von Bruno Merz, Ruth Bittner, Uwe Grünewald und Klaus Piroth (Herausgeber), das in der E. Schweizerbart’schen Verlagsbuchhandlung erschienen ist, fasst die Ergebnisse für Praktiker in Verwaltung, Ingenieurbüros und Wissenschaft zusammen.

Das Buch besteht aus drei Hauptkapiteln. Im ersten Kapitel werden Grundbegriffe des Hochwassermanagements erläutert und die Bedeutung des Risikomanagements im Kontext des globalen Wandels thematisiert.

Das zweite Kapitel widmet sich der Analyse des Hochwasserrisikos und ist eingeteilt in die Analyse historischer Hochwasserereignisse, die Simulation der Hochwassergefährdung (d.h. die Ableitung möglicher Überflutungen), die Abschätzung von Hochwasserauswirkungen (vor allem der wirtschaftlichen Schäden) sowie die Zusammenführung von Einzelergebnissen zu einer Risikoanalyse.

Im dritten Kapitel werden verschiedene Maßnahmen zur Bewältigung eines Hochwassers und zur Minderung von Hochwasserschäden adressiert. Dabei wird ein breites Spektrum an Maßnahmen berücksichtigt: Frühwarnsysteme, Bemessungs- und Steuerungskonzepte für technische Hochwasserschutzmaßnahmen, dezentrale Maßnahmen zur Erhöhung des Wasserrückhaltevermögens in den Einzugsgebieten, Werkzeuge für den Katastrophenschutz, lokale Bauvorsorge sowie Möglichkeiten der Bewusstseinsbildung, Bildung und Risikokommunikation.

Insbesondere die Weiterentwicklungen und Innovationen, die in den RIMAX-Forschungsprojekten erreicht wurden, werden im Buch beschrieben. Eine Besonderheit ist, dass die Buchkapitel sich nicht an einzelnen Projekten orientieren, sondern die Ergebnisse aus verschiedenen Projekten thematisch fokussiert zusammengeführt werden. Jedes Unterkapitel endet mit einer Zusammenfassung der entwickelten Modelle und Instrumente, Leitfäden und Konzepte sowie Datensätze, Karten und anderen Informationsmedien, die Praktikern nun zur Verfügung stehen. Damit liegt eine auf die Praxis ausgerichtete Synthese des gesamten RIMAX-Programms vor, die dazu anregt, die neuen innovativen Konzepte und Methoden anzuwenden.

Für den schnellen Überblick

Wer zunächst nur einen Überblick über alle Projekte gewinnen möchte, dem stehen auf der RIMAX-Webseite verschiedene Broschüren zur Verfügung.
Beispielsweise wurde in Zusammenarbeit mit zwei Wissenschaftsjournalisten die allgemein verständliche Broschüre „Ergebnisse aus der Hochwasserforschung“ erstellt.

Weiterhin wurde als deutscher Beitrag zur VII. Phase des internationalen hydrologischen Programms (IHP) der UNESCO das Heft 9 der IHP/HWRP-Schriftenreihe „Managing extreme flood events“ erstellt. Darin wird versucht, die Methoden und Strategien aus den RIMAX-Projekten auf Gebiete weltweit anzuwenden. Das englischsprachige Heft kann kostenfrei im IHP-Sekretatriat bestellt werden.

Forschungsergebnisse im Detail

Auch die wissenschaftliche Bilanz des RIMAX-Programms kann sich sehen lassen: 4 Habilitationen, 43 Dissertationen, 67 Diplomarbeiten, 13 Master- oder Bachelorarbeiten und 89 Projekt- oder Studienarbeiten wurden in RIMAX durchgeführt. 458 Publikationen wurden in nationalen und internationalen Fachzeitschriften veröffentlicht. Daher wurde RIMAX 2009 als „ein Quantensprung in der deutschen Hochwasserforschung“ bezeichnet.

Ein Teil der wissenschaftlichen Ergebnisse ist gebündelt in zwei Sonderausgaben der Zeitschrift „Hydrologie und Wasserbewirtschaftung“ erschienen sowie in einem Sonderband der internationalen, frei zugänglichen Zeitschrift „Natural Hazards and Earth System Sciences“.

Wer Einzelergebnisse recherchieren möchte, sollte einen Blick in die RIMAX-Metadatenbank werfen, die unter dem Motto „Wichtiges wiederfinden“ zur nachhaltigen Sicherung und Verbreitung der Forschungsergebnisse etabliert wurde. Darin sind die einzelnen Publikationen, Ergebnisse und Produkte der BMBF-Förderaktivität RIMAX dokumentiert.

Ein Überblick aller Publikationen ist im RIMAX-Newsletter vom April 2010 zu finden.

Autorin
Annegret Thieken
Prof. Dr. Annegret Thieken
ehemals Climate Service Center der HZG,
jetzt Institut für Erd- und Umweltwissenschaften der Universität Potsdam
annegret.thieken@uni-potsdam.de